Wir hatten ja neulich erst darüber gesprochen, wie das so ist als freie Kreative.
(Ne, stimmt gar nicht. Gesprochen haben wir nicht. Ich habe darüber geschrieben, einige von Euch haben es gelesen, und einige davon haben mir darauf geantwortet. So war das. Und schön war das.)
Dabei ging es darum, dass man neben der (wichtigen, da Geld verdienenden) Auftragsarbeit sich immer auch Zeit für die eigene freie Kreativität nehmen sollte. Sie also als Priorität in das Leben aufnehmen, aber zu einem passend. Also etwa: Jeden Tag zehn Minuten zeichnen/schreiben/filmen/fotografieren, eben etwas wirklich freiwillig Kreatives machen. (Oder einmal die Woche eine Stunde. Oder einmal im Monat einen Tag. Oder wieauchimmer. Die ausführliche Erklärung lest dazu Ihr in der Mußestunde "Frei und kreativ - der ewige Kampf”.) Ich hatte dazu als Beispiel meine Mußestunde (die hier zum Beispiel!) oder auch meine Illustrationen für die Grußkarten aufgeführt.
Nur für sich selbst kreativ sein
Nun ist mir aber noch etwas Wichtiges dazu eingefallen. Etwas, das geradezu unerlässlich ist, um kreativ zu bleiben. Nämlich: Etwas Kreatives machen, das ganz sicher nie-nie-niemals der Öffentlichkeit gezeigt wird. Etwas, das nur Dir selbst gehört. Und sonst niemandem.
Was könnte das sein? (Fragt sich nun die freie Kreative, die seit Jahren mit ihrer Kreativität Geld verdient und vielleicht schon aus den Augen verloren hat, dass das gar nicht der Sinn der Kreativität ist, Geld zu verdienen. Also ich, immer mal wieder.😉 )
Das ist ganz egal! Das entscheidest Du selbst. Vielleicht wolltest Du schon immer mal das Zeichnen mit Kohlestiften ausprobieren. Mach das! Die erste Skizze wird krätzhässlich werden - das ist genial! Dann wird sie sowieso niemand jemals zu sehen bekommen. Oder mit Fingerfarben. Oder mit Gouache. (Schwieriges Zeug.) Oder Du schreibst ein Gedicht. (Kein Haiku! Einfach irgendein Gedicht!) Oder eine kleine Szene. Etwas aus Deinem Leben. Eine kleine Anekdote. Nur so. Am besten mit ein bisschen Wut und Lästerei. Dann wirst Du sie niemandem vorlesen.
Oder Du fängst an, ein Instrument zu spielen. Einfach so, mit der Vorgabe, auf keinen Fall jemals auf einer Bühne zu stehen. (Falls Du Musiker bist, musst Du eben mit einem ganz anderen Instrument anfangen als mit dem, das Du schon beherrschst. Also Bongo bei Gitarre, Querflöte bei Schlagzeug, Theremin bei Saxophon, etc.)
Diese kreative Sache ist kein Projekt. (Naja, ein Instrument vielleicht schon, weil man es erst kaufen muss... Aber kein "lebensverbesserndes" Projekt, das Ziele hat oder so, meine ich.) Du kannst jederzeit wechseln, von Fingerfarben zu Knete, vom Töpfern zum Goldschmieden, vom Dichten zum Singen - und wieder zurück.
Es gibt nur eine Regel: Spaß
Es gibt nur eine Regel, und die lautet: Es muss Spaß machen. Richtig Spaß. So als-Kind-Matschklumpen-in-der-Pfütze-verteilen-Spaß.
Dafür muss man sich natürlich auch Zeit nehmen. Klar. Aber wenn wir schon wieder anfangen, dazu einen Plan zu erstellen und eine Priorität zu machen und ein Ziel zu setzen, ist der Spaß ja schon wieder vorbei. Nein, das muss spontan kommen. So: Abendessen fertig? Dann schalt ich jetzt mal kurz das Theremin an. (Ich sag's Euch, ich werde dieses Instrument hier so oft erwähnen, bis Ihr es googelt.) Von der Familienfeier wieder zu Hause angekommen? Dann knete ich jetzt mal kurz die Knete. (Nicht wütend, klar, ganz entspannt natürlich.) Der Nachmittagskaffee läuft gerade durch die Maschine? Ach, dann schreib ich hier auf den Einkaufszettelblock mal eben ein vierzeiliges Gedicht. (Die Tropfen/des Wassers/klirren in die Kanne./Es dehnt sich die Zeitspanne.) Die Kinder sind endlich im Bett und schlafen? Dann holt ich endlich die Bongo raus. (Kleiner Scherz! Natürlich nicht. Der Schlaf der Kinder ist heilig und soll auf keinen Fall gestört werden.)
Was das Ganze bringt?
Na: Spaß!!!!
PS: Und es hält Eure Kreativität am Laufen. Oder am Leben. Aber das ist uns egal. Wir machen das NUR, weil es uns Spaß macht. Basta.
PPS: Und falls, ganz eventuell, nach vielen, vielen Stunden des Spaßes man nun doch, also nur per Zufall und nur ganz nebenher, zum echten Theremin-Profi geworden ist - dann darf man doch damit auf die Bühne. Selbstverständlich. Und falls das Töpfern so toll geworden ist, darf man die guten Stücke doch auch verkaufen. Und falls die Gedicht so genial geworden sind, darf man sie doch auch posten. Na klar. Aber: Dann braucht man eben etwas anderes, was man nur zum Spaß macht und nur für sich selbst. Diese Regel gilt quasi für immer.
So schön beschrieben - ich koche gerade schwarzes Johannisbeer Gelee … nur für mich